Sinfonieorchester der Städtischen Musikschule feiert 50-jähriges Bestehen

Vor 50 Jahren wurde es gegründet: Das „Sinfonieorchester der Städtischen Musikschule Paderborn“. Eine aus diesem Anlass für 2021 geplante Feier wurde von der Corona-Pandemie verhindert. In diesem Jahr konnte sie nun am Pfingstmontag im Rahmen eines Festkonzerts in der PaderHalle nachgeholt werden.

Zu Beginn erklangen die berühmten ersten Takte der Tondichtung „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss, in der das dreimalige feierliche Spiel der blitzblanken Trompeten-Akkorde in den prachtvollen Klang des ganzen Orchesters mündete. Die zunächst dunkle Bühne erstrahlte in hellem Glanz und präsentierte mit mehr als 150 Mitwirkenden ein Orchester, in dem in der Mehrzahl ehemalige Mitglieder, die aus sechs Ländern Europas sowie aus Amerika angereist waren, musizierten. Ihre Beteiligung spiegelte nicht nur die vielfältigen Bezüge zum gemeinsamen Erleben und Gestalten von Musik im Zusammenspiel, sondern verwies zugleich auf die Qualität des Unterrichts der Dozentinnen und Dozenten, ohne die Orchesterarbeit in dieser Breite und diesem Umfang undenkbar wäre.

Dass Jürgen Boelsen, Leiter der Städtischen Musikschule und des Orchesters seit 1990, das anspruchsvolle Konzert-Programm daher ganz auf die Wirkung des vollen Orchesterklangs hin zusammengestellt hatte, zeigte sich bereits im 1. Teil des Konzerts in der Wiedergabe der 9. Sinfonie e-Moll („Aus der neuen Welt“) von Antonin Dvorak.

Mit einer breiten dynamischen Skala gestaltete er detailgenau das überreiche melodische Material im ersten Satz und hielt das „Largo“ bei aller klanglichen Differenzierung der instrumental-farblichen Stimmungsbilder stets im Fluss. Es waren die Spielfreude und die Ausgewogenheit der einzelnen Klanggruppen, das solistische Niveau der Holzbläser, die Schlagkraft des Blechs sowie der bemerkenswerte Glanz der Streicher, die die opernhafte Dramatik des Finalsatzes engagiert nachzeichneten. Mit donnerndem Applaus bedankten sich die Zuhörer für eine überaus lebendige Wiedergabe von drei Sätzen dieser reizvollen Sinfonie.

Als Vertreter der Stadt würdigte der stellvertretende Bürgermeister Martin Pantke zu Beginn des zweiten Teils das Sinfonieorchester der Städtischen Musikschule als festen Bestandteil und musikalischen Botschafter der Kulturstadt Paderborn, die auf dieses Orchester stolz ist. Er verwies zudem auf das „Gänsehautpotential“ des nachfolgenden Programms, was sich gleich zu Beginn in der Tondichtung „Finlandia“ von Jean Sibelius zeigte. Einfühlsam verband das Orchester die dramatischen Entwicklungen mit der feierlichen Melodie der Hymne, so dass es mit instrumentaler Perfektion und dynamischem Schwung dem Ende entgegenstürmte.

Zu den berühmtesten und beliebtesten Kompositionen von Klaus Badelt, 2003 für den „World Soundtrack Award“ nominiert, zählt seine Musik zum Film „Pirates of the Caribbean“, deren Hauptthema zu einem popkulturellen Phänomen aufstieg. Die Mitwirkenden spielten den rhythmisch akzentuierten „Ohrwurm“ mit so einer hör- und sichtbaren musikantischen Freude, dass die Zuhörer unmittelbar mitgerissen wurden.

Es sind nur zwei verschiedene Takte, die die kleine Trommel im höchst faszinierenden Bolero von Maurice Ravel zu spielen hat. Zwei Takte, die in ständiger Wiederholung den langanhaltenden Klangteppich bilden für eine Melodie, die sich stetig lauter ausbreitet und zum Schluss unausweichlich in die auskomponierte klangliche Katastrophe führt. Mit spieltechnischer und klanglicher Intensität setzten die Instrumentalsolisten ihren Part rhythmisch genau und wirkungsvoll in Szene, so dass sich die Faszination der raumgreifenden Bolero-Rhythmik unmittelbar auf das Publikum übertrug. Geschickt stellte Jürgen Boelsen die raffinierten Mixturen heraus, um sie mit ungebrochener Innenspannung zum klangmassiven Tutti zu führen.

Bezug zum aktuellen politischen Geschehen entstand, als das Sinfonieorchester mit prächtigen Blechbläser-Akkorden, choralhaften Passagen der Streicher und der Holzbläser sowie mit Pauken, Becken, Tamtam und Glocken den Satz „Das große Tor von Kiew“ aus den „Bildern einer Ausstellung“ von Modest Mussorgsky zu einem gewaltigen, glanzvoll-farbigen Finale steigerte.

Nach zwei mit hinreißender Lebendigkeit musizierten Zugaben, Bizets „Farandole“ und John Miles „Music“, belohnte das Publikum in der ausverkauften PaderHalle die jungen Instrumentalisten mit Standing Ovations, Bravo-Rufen und Applaus ohne Ende für ein Konzert der Superlative, das mit dem abschließenden Spiel der Eurovisions-Melodie aussagekräftig dokumentierte, „dass die verbindende Kraft der Musik Grenzen überwindet und zum friedlichen Miteinander beitragen kann“, wie die Vorsitzenden des Fördervereins, Prof. Heiner Gembris und Peter Stadler, sagten.

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