Wieder mehr Hauptschüler ohne Abschluss

Die neue Caritas-Bildungsstudie zeigt, dass der positive Trend in NRW ins Stocken geraten ist. Im Bereich des Erzbistums Paderborn sinkt die Quote weiterhin in Südwestfalen.

Paderborn (cpd). Der Anteil der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss ist in Nordrhein-Westfalen erstmals seit 2009 wieder gestiegen. Die Quote lag laut der aktuellen Bildungsstudie des Deutschen Caritasverbandes (Daten von 2014) bei 6 Prozent – gegenüber 5,5 Prozent im Vorjahr. Auf Bundesebene stagnierte die Quote bei 5,7 Prozent. Das heißt, dass rund 47.000 Jugendliche die Schule verlassen haben, ohne zumindest einen Hauptschulabschluss zu besitzen.

Auch in den Kreisen und kreisfreien Städten im Erzbistum Paderborn stieg der Anteil von Schulabgängern ohne Hauptschulabschluss von 5,6 auf 5,8 Prozent. Dabei zeigt sich eine sehr heterogene Situation.

Der höchste Anteil an Schulabgängern ohne Hauptschulabschluss ist im Erzbistum Paderborn in Dortmund (8,7 Prozent) zu verzeichnen. Gegenüber dem Vorjahr stieg diese Quote noch einmal um einen Prozentpunkt. Ursachen dafür dürften auch mit der hohen Arbeitslosenquote (12,8 Prozent) und dem vergleichsweise hohen Anteil ausländischer Schüler (13,4 Prozent) zusammenhängen.

Die niedrigsten Quoten der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss im Erzbistum zeigen sich in den Kreisen Siegen-Wittgenstein (3,8 Prozent) und Olpe (4,4 Prozent). In beiden Kreisen ist die Quote gegen den Landestrend gesunken. In Siegen-Wittgenstein um 0,5 Prozentpunkte, in Olpe sogar um 2,7 Punkte. Auch hier stehen die Quoten und Entwicklungen der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss einer vergleichsweise niedrigen örtlichen Arbeitslosenquote und einem niedrigen sowie zudem rückläufigen Anteil ausländischer Schüler gegenüber.

Für Linda Kaiser vom Diözesan-Caritasverband Paderborn sind die Zahlen ein klarer Hinweis auf eine Gruppe stark gefährdeter und chancenarmer junger Menschen. „Wer die Schule ohne Abschluss verlässt, hat nicht nur deutlich schlechtere berufliche Perspektiven sondern auch weniger Chancen auf gesamtgesellschaftliche Teilhabe.“ Diese jungen Menschen bedürften einer gezielten Förderung und Unterstützung, die schon während der Schulzeit ansetze. Speziell junge Flüchtlinge sowie beeinträchtigte und sozial benachteiligte Schüler benötigten Angebote der Berufsorientierung, die über die Standardelemente hinausgehen.

Für einen Teil der jungen Menschen, der durch Misserfolge im Schulsystem geprägt ist, seien außerdem Förderangebote außerhalb der Schule notwendig, um sie wieder an Bildung und Arbeit heranzuführen. „Doch diese Angebote sind in den vergangenen Jahren systematisch zurückgefahren worden“, kritisiert Linda Kaiser. „Insgesamt ist für eine gezielte und individuelle Förderung benachteiligter junger Menschen das Zusammenwirken der verschiedenen Akteure wie Schule, Jugendhilfe, Träger von Maßnahmen der Jugendberufshilfe und Agentur für Arbeit notwendig.“ Nur dann könnten die Zahlen der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss nachhaltig gesenkt und die Chancen auf ein Leben unabhängig von staatlichen Leistungen erhöht werden.

Linda Kaiser appelliert zudem an Betriebe, ausreichend Ausbildungsplätze für benachteiligte junge Menschen zur Verfügung zu stellen und begleitende Förderinstrumente zu nutzen. „Dies ist notwendig um den rückläufigen Ausbildungszahlen sowie dem Fachkräftemangel in bestimmten Branchen entgegenzuwirken und gleichzeitig auch benachteiligten jungen Menschen Chancen auf berufliche und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen“, so die Caritas-Expertin.

Ausführliche Informationen und alle Daten auf Landkreisebene finden Sie unter: www.caritas.de/bildungschancen

nach oben