Stehende Ovationen für Paderborner Jungpianisten Simon Staub

Voller Rathaussaal wird von Adventskonzert der Deutsch-Russischen Gesellschaft mitgerissen

Gerade 15 Jahre ist Simon Staub alt. Auf Einladung der Deutsch-Russischen Gesellschaft gab der Jungstar am vergangenen Sonntag im bis auf den letzten Platz besetzten Rathaussaal ein Konzert der Meisterklasse. Vor Beginn des Konzerts mussten noch Sitzreihen angebaut werden, am Ende riss es das Publikum vor Begeisterung von den Stühlen.

Der in Paderborn geborene Simon Staub hat schon früh am Klavier angefangen. Nicht von ungefähr, denn sein Vater, der Anfang der 90-er Jahre aus der ehemaligen Sowjetunion nach Paderborn kam, betreibt in Altenbeken eine Musikschule. Simon ist nicht nur Schüler des Pelizaeus Gymnasiums, er besucht inzwischen auch die Musikhochschule in Detmold. Der Spagat zwischen Schule und Leidenschaft scheint dabei nicht immer einfach. Auch in den Freistunden am Pelizaeus wird oft am Flügel der Schule geübt. Nachmittags und am Wochenende stehen Detmold oder der heimische Flügel auf dem Programm. Staub ist in seinem jungen Alter schon auf den Bühnen der Welt zuhause und Gewinner zahlreicher nationaler und internationaler Preise und Wettbewerbe. In seiner Heimatstadt Paderborn war er bisher aber eher selten zu sehen. Das hatte die Deutsch-Russische Gesellschaft zum Anlass genommen, den jungen Pianisten einem breiten Paderboner Publikum zu präsentieren. Die Zuhörer wurden nicht enttäuscht.

Die Begeisterung für sein Instrument merkte man Simon Staub an. Da waren keine Starallüren, auch wenn er von sich selber selbstbewusst sagt, einmal Konzertpianist werden zu wollen. Mit Werken von Beethoven, Bach und Schumann, Rachmaninow und Ligeti zeigte Staub die ganze Breite seines Könnens. Standards aus dem Wohltemperierten Klavier von Bach meisterte er ebenso souverän wie Schumanns Papilloten. Zu wahrer Höchstform lief er aber bei dem österreichisch-rumänisch-ungarischen Komponisten György Ligeti auf. Ligeti, einer der bedeutenden Komponisten des zwanzigsten Jahrhunderts, der erst 2006 verstarb, ist keine leichte Kost und schon gar nicht leicht heruntergespielt. Mit atemberaubender Schnelligkeit bespielte Staub die gesamte Breite der Klaviatur. Derzeit sind nur eine Handvoll Pianisten willens und in der Lage, Ligetis Etüden so zu meistern. Staub raste durch die Läufe auf dem Flügel mit Bravour. Spätestens nach Ligeti hatte er sich auch freigespielt und lieferte eine virtuose Vorstellung ab, die so manchen älteren Kollegen in den Schatten stellte. Mit Stücken von Schumann zeigte er, dass er auch die langsameren Töne beherrscht. Rachmaninows schwungvolle fünfte Prélude brachte das Konzert zu einen fulminanten und kräftigen Abschluss, der noch einmal auf die einladende Deutsch-Russische Gesellschaft verwies. Staub selber sagt von sich, dass er außer von russischen besonders von südamerikanischen und auch polnischen Komponisten stark beeinflusst ist. Musik kennt auch in dieser Hinsicht für ihn keine Grenzen.

Der Wechsel zwischen alt und neu, klassisch und modern, langsam und einfühlsam und rasanten Läufen in der Stückeauswahl zeigte die Professionalität des jungen Musikers. Was Staub aus dem Flügel des Rathauses herausholte, hat man in Paderborn selten gehört. Bürgermeister Dreier, der sich den Genuss nicht hatte entgehen lassen, fasste es am Schluss des Konzertes so zusammen: Einfach unglaublich, dass wir so ein Talent in Paderborn haben. Nicht nur der Bürgermeister, auch das Publikum war begeistert und applaudierte dem Musiker stehend.

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