Erfolge für die Region mit Service Learning

120 Studierende, -Alte Profis- und Vertreter caritativer Organisationen stellten am 23.7.2015 unter der Moderation von JProf.Dr Karl-Heinz Gerholz (1.Reihe, 5. von links, links daneben Mitarbeiterin Verena Liszt) die Ergebnisse der Beratungsprojekte „Service Learning“ vor. ©Reinhard Schwarz
120 Studierende, -Alte Profis- und Vertreter caritativer Organisationen stellten am 23.7.2015 unter der Moderation von JProf.Dr Karl-Heinz Gerholz (1.Reihe, 5. von links, links daneben Mitarbeiterin Verena Liszt) die Ergebnisse der Beratungsprojekte „Service Learning“ vor. ©Reinhard Schwarz

Studierende der Uni Paderborn unterstützen kommunale Organisationen

Paderborn. Studierende der Paderborner Wirtschaftswissenschaften engagieren sich im Rahmen des Moduls „Service Learning“ ehrenamtlich für caritative und kulturelle Organisationen. Das von Junior-Professor Dr. Karl-Heinz Gerholz ins Leben gerufene und wissenschaftlich begleitete Projekt wird jedes Jahr mit Unterstützung des „Marktplatz Paderborn“ und „Alten Profis“ genannten Experten aus der Wirtschaft durchgeführt. In diesem Jahr wurden elf gemeinnützige Organisationen der Region Paderborn erfolgreich von den Studierenden unterstützt. Was dabei herauskam, präsentierten in der Projektabschlussveranstaltung am 23.7. die Beteiligten.

Bevor die 11 Projekte präsentiert wurden, stellte Professor Dr. Gerholz den Gastredner Monsignore Georg Austen vor. Der Chef des Paderborner Bonifatiuswerks ist selbst Beteiligter des Projekts, denn eine Gruppe „Prozessoptimierung“ kümmerte sich in enger Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern des Bonifatiuswerkes sehr erfolgreich um die Darstellung und Verbesserung von insgesamt 13 Geschäftsprozessen. Monsignore Austen war lange Zeit Studentenpfarrer und somit auch in seinem „Element“, das sich bildlich durch seinen Gastvortrag durchzog. Dazu diente ihm das Leben und Sterben der Lachse, die in ihrem Wanderkreislauf den „Geruch des Ursprungs und des Lebens“ in der Nase hätten und er übertrug dieses Bild auf die gespannt lauschenden studentischen Zuhörer, denen er in launigen Worten vom „Schwimmen in den Gewässern“ des Lebens, dem sozialen Engagement und auch von der Notwendigkeit des „Gegen-den-Strom-Schwimmens“ und dem „Kampf gegen das Lebensfeindliche“ berichtete. Mit dem Wunsch an alle, durch das Studium eine feinfühlige Nase für das Leben zu entwickeln, verabschiedete sich der Gastredner unter dem Applaus der ca. 120 Anwesenden.

Die nun folgenden Projektpräsentationen begannen mit der Vorstellung einer Bedarfsanalyse für eine neue innerstädtische Anlaufstelle des Caritasverbands Paderborn. Anhand von individuell entwickelten Fragebögen ermittelten Studenten und begleitende „Alte Profis“ den tatsächlichen Beratungsbedarf für eine neue Anlaufstelle des Verbands mit diesen Themen: „Pflege, Familie, Sucht und Finanznöte“. Bewertendes Fazit des Caritas-Ansprechpartners Karsten Hentschel: „Gute Arbeit!“

Die studentischen Unterstützer des Kinderschutzbunds suchten nach Motiven für und gegen ein Engagement von unter 40jährigen in ihrem Verein, um so ein nachvollziehbares Vorgehen für Mitgliederwerbung zu realisieren. Heraus kam dabei, dass für viele Studierenden, die als Hauptzielgruppe festgemacht werden konnten, Faktoren wie z.B. „Spaß“, „Erfahrung“, „Interesse“ und – ganz wichtig – „Anerkennung“ eine große Rolle spielten.

Die „Schlosseulen“ von der Schloß Neuhäuser Stadtbibliothek, die immer wieder unter der Drohung einer Schließung leiden und arbeiten müssen, wollten schlicht und einfach wissen, was man tun könne, um eine Schließung zu verhindern. Die Antwort der unermüdlich kreativ seienden Studierenden fiel eindeutig aus: „Mehr Themenauswahl, freies W-LAN, bessere Nutzung und Präsentation des Neue-Medien-Angebots.“

Beim Ambulanten Hospizdienst St Johannisstift ging die betreuende Gruppe sogleich in die Vollen und entwickelte ein passendes Kommunikationskonzept, um den Bekanntheitsgrad zu steigern. Dazu gehörte auch ein Konzept für den Relaunch der Website mit Angebotsseiten in den Sprachen der potenziellen Nutzer, also Internationalisierung.

Wie kann die Bahnhofsmission ihre Spendenvolumen erhöhen? Mit dieser Frage beschäftigte sich eine Gruppe, die per Stärke-Schwächen-Analyse folgende Mängel aufdeckte: Es wurde bislang keine Spenderkartei, die der Beziehungspflege dient, geführt und die Außenwahrnehmung des Mission ist sehr verbesserungsbedürftig. Entsprechende Konzepte und Maßnahmen lieferte die Gruppe mit.

Beim Verein „KIM – soziale Arbeit e.V.“ trat per Umfrageermittlung ebenfalls die mangelhafte Außenwahrnehmung zutage. Auch hier machte die Gruppe Vorschläge, wie das Gesamtangebot zu kommunizieren sei und wie man die Zahl der Mitglieder steigern könne. Nach Präsentation der bereits erwähnten Gruppe „Bonifatiuswerk“ stiegen die Unterstützer und Berater des „zdi Zentrum Lippe. MINT“ in den Ring und zeigten nach vollzogener induktiver Inhaltsanalyse auf, wie man mit geeigneten Flyern und flankierenden Expertenvorträgen in den Schulen vor Ort das Interesse an den naturwissenschaftlichen Berufen steigern könnte.

Ebenfalls anerkennendes Erstaunen erntete die Gruppe „Planetarium Rietberg“, die mit großem Fleiß und Engagement ein überzeugendes museumsdidaktisches Konzept zur Planetenkunde präsentierte: Interaktive und fühlbare Erlebnisstationen und Lernkonzepte sollen dort künftig die Schüler begeistern und die Akzeptanz des Planetariums deutlich steigern. Und während sich der Freundeskreis der Stadtbücherei Detmold noch wunderte, warum Mitgliederstand und Interesse an der Bücherei stagnierten, ermittelten die Jungakademiker per Befragungen, dass der Verein weitgehend unbekannt ist, ohne Internetpräsenz arbeitet und sich seines Vereinszwecks unklar ist. Mit künftig zielgruppenspezifischer Werbung auch in der Stadtbücherei soll nun auf die Vorteile und Möglichkeiten einer Mitgliedschaft hingewiesen werden.

Letztlich kam auch noch der Paderborner „Marktplatz für ehrenamtliches Engagement“ zum Zuge. Hier lautetet das Problem: Nachwuchs gefragt! Und großes Erstaunen auch hier: Tatsächlich gibt es unter einer breiten jugendlichen Zielgruppe, vor allem Studierenden, ein großes Interesse am Ehrenamt, kaum jemand der Befragten wollte anders votieren. Gefragteste Themenfelder dabei: Kinder, Jugend, Familie, Soziales und Sport. Die Neigung, anderen Menschen zu helfen ist hier besonders ausgeprägt. Und besonders wichtig für die Ehrenamtsaspiranten war der Hinweis, dass man dafür gerne ein Zertifikat in Empfang nehmen würde. Denn Anerkennung wolle nun mal jeder für seine Arbeit ernten. Die Handlungsempfehlung der Gruppe: Richtet euren Fokus auf die Studierenden der Universität Paderborn – hier schlummern große Potenziale für das Ehrenamt!

Am Ende der Präsentationen zogen alle Beteiligten ein erfreuliches Fazit. Einhelliger Tenor: Die Projekte und die Anforderungen werden von Jahr zu Jahr anspruchsvoller, die Qualität der Arbeiten der Studierenden und der Alten Profis immer besser. Für die Projektgeber entscheidend aber ist, dass alle Projekte unter ständiger wissenschaftlicher Begleitung von Professor Karl-Heinz Gerholz und seiner Mitarbeiterin Verena Liszt bleiben, die als Ansprechpartner, Ratgeber und sparrings partner für die Studierenden fungieren.

Was ist Service Learning?
Das Modul „Service Learning“ der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Paderborn ist ein Teilprojekt des Bildungsclusters OstWestfalenLippe, das vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft gefördert wird. Ziel des Bildungsclusters ist es, Konzepte zur Deckung des regionalen Fachkräftebedarfs zu entwickeln und dazu insbesondere die mittelständische Wirtschaft und die Hochschulen der Region stärker zu verzahnen, um Nachwuchs zu gewinnen, auszubilden und in der Region zu halten. Dreh- und Angelpunkt für „Service Learning“ ist der „Marktplatz Paderborn“ als zentrale Anlaufstelle für alle Belange bürgerschaftlichen Engagements. Zum einen finden die Studierenden hier ein Betätigungsfeld, auf dem sie ihre erworbenen Kompetenzen testen und weiterentwickeln können. Zum zweiten bringen praxisbewährte Experten aus der Wirtschaft und beteiligte Unternehmen ihre Erfahrungen ein und zum dritten können gemeinnützig tätige Organisationen so manches ihrer Probleme lösen – ohne weitere finanzielle Belastung. Die Wirtschaftspädagogen der Universität Paderborn setzen mit dem Projekt „Service Learning“ ein deutliches Zeichen für kooperatives wissenschaftliches und bürgerschaftliches Engagement in der Region.

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