Konjunktur: Unternehmen fordern Taten statt Worte

Leichte Erholung – doch die Zuversicht fehlt
Lippe. Die wirtschaftliche Lage in Lippe zeigt im Frühjahr 2025 leichte Erholungstendenzen. Doch trotz vorsichtiger Entspannung bleibt der Ausblick vieler Unternehmen pessimistisch. Wie aus der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe) hervorgeht, mangelt es branchenübergreifend an Investitionsbereitschaft, Nachfrage und Vertrauen in die politischen Rahmenbedingungen. Präsident Volker Steinbach fordert klare Signale aus Berlin: „Die Wirtschaft braucht endlich Entlastung und Perspektiven – jetzt muss geliefert werden!“
Insgesamt 174 Unternehmen nahmen zwischen dem 22. April und dem 7. Mai an der Umfrage teil. 55 Prozent der Betriebe bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als „befriedigend“, nur 22 Prozent als „gut“. Während die Zahl der Unzufriedenen auf 23 Prozent zurückgeht, fehlt es vielen Unternehmen an Optimismus: Lediglich 13 Prozent rechnen im kommenden Jahr mit einer Verbesserung, die Mehrheit erwartet bestenfalls Stagnation.
Industrie, Handel, Dienstleistungen: Viel Schatten, wenig Licht
Vor allem die Industrie leidet weiter unter hohen Energie- und Arbeitskosten sowie ausbleibenden Aufträgen. Zwar sank der Anteil der Unternehmen mit „schlechter“ Geschäftslage um 24 Prozent, doch bleibt das Bild angespannt. Der Handel profitiert von wachsender Kaufbereitschaft, kämpft aber weiterhin mit zurückhaltenden Kund:innen und niedriger Investitionslust. Die Dienstleistungsbranche spürt ebenfalls Zurückhaltung – viele Verbraucher:innen akzeptieren die gestiegenen Preise nicht mehr. Im Gastgewerbe zeigt sich trotz gestiegener Zufriedenheit die Belastung durch Bürokratie und steigende Kosten besonders deutlich.
Hemmnisse für Investitionen: Bürokratie und Unsicherheit
„Die Unternehmen investieren dort, wo sie gute Bedingungen vorfinden“, betont Hauptgeschäftsführerin Svenja Jochens. Doch genau daran hapere es in Deutschland: Lange Genehmigungsverfahren, hohe Abgabenlast und bürokratische Hürden bremsen Investitionen. Über 60 Prozent der Betriebe nennen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Risiko, dicht gefolgt von hohen Arbeitskosten (63 Prozent) und schwacher Inlandsnachfrage (59 Prozent).
Der Geschäftsklimaindex steigt leicht von 90 auf 94 Punkte, liegt damit aber weiterhin unter dem langjährigen Durchschnitt von 109 Punkten. Rationalisierung, Automatisierung und Digitalisierung stehen auf der Agenda vieler Unternehmen. Dennoch sinkt der Anteil der Firmen, die in Produktinnovationen oder Kapazitätserweiterungen investieren wollen.
Fachkräftemangel und Finanzdruck bleiben zentrale Herausforderungen
Die Finanzlage bleibt bei gut zwei Dritteln der Betriebe stabil. Ein Drittel kämpft jedoch mit sinkendem Eigenkapital und Liquiditätsengpässen. Während der Ersatzbedarf Hauptmotiv für Investitionen bleibt, bremst mangelnde Nachfrage diese vielfach aus. Auch die Beschäftigungspläne spiegeln das schwierige Umfeld wider: Nur 14 Prozent der Betriebe wollen neue Stellen schaffen, gut 20 Prozent planen Personalabbau – trotz anhaltendem Fachkräftemangel.
Appell an die Politik: Entlastung und Reformen jetzt
Der Tenor der IHK Lippe ist klar: Die Wirtschaft will nicht länger auf Ankündigungen warten. Die Bundesregierung müsse endlich strukturelle Reformen umsetzen – von der Digitalisierung über Steuerentlastungen bis hin zu modernen Standortbedingungen. „Die wirtschaftliche Stärke ist Grundlage unserer Gesellschaftsordnung“, mahnt IHK-Präsident Steinbach. „Die Unternehmen haben geliefert – jetzt ist die Politik am Zug.“
Foto: IHK Lippe