Altersvorsorge: Warum das private Vorsorgen unerlässlich geworden ist

Einst war die gesetzliche Rente der Garant für einen sorgenfreien Ruhestand. Heute steht sie vor enormen Herausforderungen: Der demografische Wandel und die steigende Lebenserwartung setzen das Umlageverfahren zunehmend unter Druck. Experten warnen, dass die gesetzliche Rente allein für viele der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von heute nicht mehr ausreichen wird, um den gewohnten Lebensstandard im Alter zu halten.
Darum fällt die Rente so mager aus
Aktuell liegt der Rentenbeitragssatz bei 18,6 Prozent des Bruttolohns, geteilt zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Trotz dieser erheblichen Beiträge entsteht eine wachsende Rentenlücke, weil immer weniger Einzahlerinnen und Einzahler für immer mehr Rentenempfängerinnen und -empfänger der Babyboomer-Generation aufkommen müssen.
Zudem beträgt die auch als Eckrente bekannte Standardrente laut einem Beitrag auf der LinkedIn-Seite des Finanzdienstleisters tecis etwa 48 Prozent des letzten jeweiligen Bruttoeinkommens. Diese fiktive gesetzliche Monatsrente würde eine Person erhalten, die 45 Jahre lang für das jeweilige Durchschnittsentgelt gearbeitet und so 45 Rentenpunkte erworben hat.
Gemäß den Expertinnen und Experten von tecis werden längere Ausbildungszeiten und Ausfallzeiten durch Krankheit oder Kindererziehung bei dieser Idealrechnung allerdings nicht berücksichtigt, deshalb erreichen nur wenige Menschen die 45 Prozentpunkte. Hinzu kommt, dass von der jeweiligen Bruttorente noch Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge abgehen und gegebenenfalls noch Steuern abgezogen werden. Dadurch fällt laut dem tecis-Beitrag die Nettorente häufig noch niedriger aus.
Mit der bAV und ETFs privat ein finanzielles Polster für später aufbauen
Vor diesem Hintergrund ist für viele eine effektive Strategie zur privaten Altersvorsorge notwendig. Sie umfasst in der Regel mehrere Säulen. Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) ist oft ein guter Ausgangspunkt. Viele Arbeitgeber bieten Modelle an, bei denen sie die Beiträge der Mitarbeiter aufstocken. Diese zusätzlichen Arbeitgeberbeiträge sind quasi geschenktes Geld für die Altersvorsorge.
Für die individuelle Vorsorge bieten sich verschiedene Anlageformen an. Aktien und Aktienfonds gelten langfristig als renditestark, bergen aber auch Risiken. ETFs (Exchange Traded Funds) auf breit gestreute Indizes wie den MSCI World bieten eine kostengünstige Möglichkeit, am globalen Aktienmarkt zu partizipieren.
Haus- oder Eigentumswohnung als Altersvorsorge
Immobilien sind eine weitere beliebte Form der Altersvorsorge. Ob als selbstgenutztes Eigenheim oder als Anlageobjekt – Immobilien bieten Schutz vor Inflation, befreien von Mietkosten oder generieren zusätzliche Einnahmen durch Vermietung. Allerdings erfordern sie oft hohe Anfangsinvestitionen und erzeugen laufende Kosten für Instandhaltung.
Riester-Rente und Versicherungen als weitere Optionen
Staatlich geförderte Vorsorgeprodukte wie die Riester-Rente oder die Rürup-Rente können ebenfalls Teil einer Vorsorgestrategie sein. Sie bieten steuerliche Vorteile, sind aber oft komplex und mit hohen Verwaltungskosten verbunden. Es lohnt sich, die Konditionen genau zu prüfen und mit anderen Anlageformen zu vergleichen.
Lebensversicherungen, einst ein Standardprodukt der Altersvorsorge, haben aufgrund niedriger Zinsen an Attraktivität verloren. Dennoch sind fondsgebundene Varianten für manche Anleger oft interessant, besonders wenn sie eine Kombination aus Absicherung und Renditechancen suchen.
Früh mit dem Ansparen beginnen und die Anlagestrategie im Auge behalten
Unabhängig von der gewählten Anlagestrategie ist es wichtig, frühzeitig mit der privaten Vorsorge zu beginnen. Der Zinseszinseffekt macht den Zeitfaktor zu einem entscheidenden Vorteil. Je früher man anfängt, desto mehr hat das Kapital Zeit zu wachsen.
Experten raten zudem, die eigene Vorsorgestrategie regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Lebensumstände ändern sich, ebenso wie wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Eine flexible und diversifizierte Anlagestrategie kann helfen, auf solche Veränderungen zu reagieren.
Auch alternative Vorsorge-Optionen berücksichtigen
Neben klassischen Anlageformen gewinnen alternative Vorsorgemodelle an Bedeutung. Nachhaltige Investments, die ökologische und soziale Kriterien berücksichtigen, sprechen besonders jüngere Anleger an.
Auch digitale Vermögensverwalter, sogenannte Robo-Advisor, bieten niedrigschwellige Einstiegsmöglichkeiten in die Geldanlage. Sie erstellen automatisiert Anlagestrategien basierend auf individuellen Risikoprofilen und Anlagezielen.
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