Seltener Herzklappenfehler: 86-Jähriger im St. Vincenz erfolgreich operiert

Drei Ärzte und der Patient
Prof. Dr. Andreas Götte (Chefarzt Medizinische Klinik II), Botho S. Dierkes (Patient), Dr. Sibylle Brandner (Oberärztin Medizinische Klinik II), Dr. Michal Jakub Wojcik (Oberarzt Medizinische Klinik II).

Paderborn. Als Botho S. Dierkes aus Paderborn mit akuter schwerer Luftnot in das St. Vincenz-Krankenhaus kam, hatte er bereits viele Krankenhausaufenthalte in verschiedenen Kliniken und Herzchirurgien hinter sich. Eine künstliche Herzklappe, fünf Stents, einen Herzschrittmacher, danach der Einsatz eines Defibrillators – doch sein Herz kam immer wieder aus dem Takt und wurde zunehmend schwächer. Die St. Vincenz-Kardiologie entdeckte dann einen weiteren Herzklappenfehler. Dank des neuen „TriClip-Verfahrens“ konnte das Leck im Herzen des Patienten nun erfolgreich geschlossen werden.

„Ich sehe mich manchmal schon als ein Ersatzteillager – eine neue Hüfte und viel Technik im Herzen“, so der 86-jährige Botho S. Dierkes aus Paderborn. „Meine Herzschwäche ist schon lange bekannt, aber nach 50 Jahren in der Selbstständigkeit gibt man nicht so schnell auf.“ Nach den ersten Untersuchungen im St. Vincenz-Krankenhaus stellte das Team rund um Prof. Dr. Andreas Götte eine Trikuspidalklappen-Insuffizienz bei ihm fest. Die Trikuspidalklappe ist eine der vier Herzklappen und verhindert den Rückfluss des Blutes während des Pumpvorgangs. Sind die Herzklappen undicht, führt das bei Betroffenen zu schwerer Luftnot, verminderter Leistungsfähigkeit und Ohnmachtsanfällen.

„Die Geschichte von Herrn Dierkes ist auch für uns etwas Besonderes, denn für einen klassischen herzchirurgischen Eingriff kam der Patient nicht mehr in Frage. Wir haben uns im Herzteam, bestehend aus St. Vincenz Kardiologen und einem Herzchirurgen des Herzzentrums Bad Oeynhausen, mit Herrn Dierkes im Vorfeld getroffen und das Vorgehen gemeinsam entschieden. Erschwerend kam im aktuellen Fall hinzu, dass mehrere Elektrodenkabel im Bereich der Herzklappe bereits lagen und die echokardiografische Sicht durch die bereits implantierte künstliche Aortenklappe stark behindert war. Aus diesem Grund war es eine tolle Teamleistung, dass wir unter Steuerung durch dreidimensionale Echokardiografie und Röntgenbild die zwei Clips millimetergenau in der Trikuspidalklappe positionieren konnten. Hier bin ich auf unsere gemeinsame Leistung mit Unterstützung durch Herrn Dr. Wojcik und Frau Dr. Brandner echt stolz“, so Prof. Götte. „Es war wunderbar zu sehen, wie die parallele Arbeit von sechs Händen so punktgenau funktionieren kann, ohne dass das Herz oder die schon liegenden Elektroden beschädigt wurden“, sagt Dr. Sibylle Brandner, Oberärztin in der Medizinischen Klinik II.

Die Trikuspidalklappe ist sehr kompliziert aufgebaut. Dank modernster Technik ist es heute möglich, mit Hilfe kleiner Clips die Segel der Herzklappe wieder zu schließen. Nur wenige Kliniken bieten diesen Eingriff an. Wir Mediziner müssen hier sehr individuelle Entscheidungen treffen“, erklärt Prof. Götte. Der größte Vorteil der Implantation: Es ist keine OP am offenen Herzen nötig. „Gerade für ältere, mehrfach erkrankte Patienten ist dieses Verfahren besonders schonend. Über die Leiste der Patienten führen wir einen Katheter durch die Vene bis zum Herzen hin. Bislang kam nur eine medikamentöse Therapie in Frage.“ Betroffene sind nach einer TriClip-Implantation wieder schnell auf den Beinen. So auch Botho S. Dierkes. Für längere Strecken nutzt er aber doch lieber seinen E-Scooter. „Ich bin froh, dass mir vor meiner Haustür so gut geholfen wurde.“

Foto: St. Vincenz-Krankenhaus/Hoppe.

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