Wenn soziales Engagement der Schlüssel zum Erfolg ist

Bleibe nicht auf der Couch sitzen, rede nicht nur, sondern packe an!“ Dieses Motto,ausformuliert von Christiane Vieweger, hätte an jenem Freitag Nachmittag aus jedem Mund der ungefähr 100 Jugendlichen stammen können, die gespannt dieser engagierten Frau zugehört hatten.

Auf der 68. ‚Young Leaders Akademie‘ kamen vom 28. Juli bis 2. August 2020 junge Menschen aus ganz Deutschland in Paderborn zusammen, um spannende Vorträge,Workshops und Diskussionen zu erleben und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Das der ‚Young Leaders GmbH’ lautete für diese Veranstaltung: „Sozial oder politisch engagiert? Wer sich für andere einsetzt und neugierig ist auf spannende Zukunftsfragen, ist hier genau richtig.“ Denn eines hatten die Jugendlichen alle gemeinsam: Engagement. Dieses Motto hätte jedoch genauso gut von Christiane Vieweger oder einer anderen Person des THWs stammen können. Denn auch hier dreht sich alles um Engagement. Und nein,„das THW ist nicht der Handballverein in Kiel“, wie schon gleich zu Anfang von Frau Vieweger klargestellt wurde, „es ist eine Einsatzorganisation des Bundes, die ‚Feuerwehr in Blau‘ ohne den Bereich Löschen.“ Genau das ist das Technische Hilfswerk.

Ungefähr 80.000 Freiwillige, darunter Jugendliche, Schüler, Studenten, Ausländer, alte Menschen, Menschen aus allen Berufsschichten, sogar auch Arbeitslose sind in 668 Ortsverbänden im Katastrophenschutz aktiv und helfen Anderen in Notsituationen. Laut Christiane Vieweger „eine große Familie, ein Pool von Gleichgesinnten.

“ Wenn man einmal eine ‚Young leaders Veranstaltung‘ besucht hat, dann weiß man, was es bedeutet in einem „Pool von Gleichgesinnten“ zu sein und wie wertvoll ein solcher ist. Man kann sich über verschiedene Themen austauschen, Kontakte knüpfen und man selbst sein, jeder akzeptiert dort jeden, wie er ist und alle sind verbunden durch eines, das Engagement. Dies bietet eine grundlegende Plattform für Austausch und gemeinsame Aktionen.

Auf der ‚Young leaders Akademie‘ kommen – wie der Name schon sagt – junge Führungspersönlichkeiten zusammen, die durch ihr Engagement entweder schon Führungspositionen innehaben oder das Potenzial dazu vorweisen. Denn wer sich freiwillig für andere in seiner Freizeit ehrenamtlich engagiert, zeigt Charakterstärke und die Bereitschaft, etwas zu ändern.

Durch soziales oder politisches Engagement erwirbt man viele Kompetenzen, kann über sich hinaus wachsen und selbst etwas zur Gesellschaft beitragen. Genau das machen auch die Menschen von 6 bis 99 Jahre beim THW. Durch ihre ungefähr 10.000 Einsätze im Jahr, bei denen sie Menschen in verschiedensten Notlagen helfen, leisten sie einen erheblichen Beitrag für die Gesellschaft.

Der Katastrophenschutz in Deutschland ist weltweit ein einzigartiges System, 98% engagieren sich ehrenamtlich, nur 2% der Menschen sind fest angestellt. Jeder will hier für jeden in gefährlichen Situationen einstehen und da sein. Katastrophenschutz ist ein sperriger Begriff mit vielen negativen Konnotationen, wie Frau Vieweger erläuterte.

Den Begriff Katastrophe verbindet man mit einem schlimmen Ereignis, etwa mit Überflutungen, Großbränden, vielen Toten, Verletzten und Personen, die ihre Existenz verloren haben. Hier werden Menschen benötigt, die äußersten Einsatz leisten. Oftmals ist eine spezielle Technik und Ausbildung gefordert, mit der das THW die Feuerwehr und Polizei unterstützt. Einsatz wird sehr groß geschrieben, sie sind 24 Stunden, 7 Tage die Woche, an 365 Tagen im Jahr einsatzfähig und -bereit. Denn dies ist ihre große Leidenschaft und sie brennen dafür, genauso, wie die Jugendlichen auf der Veranstaltung für ihr eigenes Engagement brennen.

Ab 16 Jahren kann man beim THW in die Grundausbildung einsteigen, die Jugendarbeit beinhaltet Spiel, Spaß und Technik und das THW fungiert gleichzeitig als Freizeitgestalter. Mit Zeltlagern, Wettkämpfen und vielem mehr sollen die jungen Menschen für die Arbeit des THWs begeistert werden, bevor sie bei den ernsten Fällen mitmachen dürfen.

Das THW ist sehr vielseitig aufgestellt, die Einsatzgebiete umfassen eine gewaltige Bandbreite. Um dies zu verdeutlichen, führte Christiane Vieweger einige Beispiele an. In Paderborn selbst half das Technische Hilfswerk der Feuerwehr beim Einsturz eines Gebäudes, Menschen aus den Trümmern zu bergen, darunter auch Todesopfer. Doch solche negativen Erfahrungen, an denen jeder wachsen kann, werden auch ausgeglichen durch Erfolge.

Zum Beispiel bei der Unterstützung von Krankenhäusern und Pflegeheimen in Berlin Köpenick, während eines Stromausfalles, bei dem der ganze Stadtkreis ohne Strom war. Aber auch aktuell während der Corona-Zeit sind sie eingebunden in die Logistik und Verteilung medizinischer Schutzausstattung für Pflegeheime, Einsatzpersonal der Feuerwehren etc., der Aufstellung von Waschbecken auf Schulhöfen, bei der Verpflegung von Einsatzkräften in Testzentren mit Essen, Trinken und Waschmöglichkeiten sowie beim Aufbau mobiler Testzentren. Ein sehr aktuelles Beispiel war hierfür die kurzfristige Absage des Ehrenpräsidenten des THWs, Albrecht Broemme, für die Veranstaltung in Paderborn, welcher nach Berlin gerufen wurde, um dort zwei Corona-Test-Zentren für Reiserückkehrer zu installieren.

Aber Deutschland ist nicht das einzige Einsatzgebiet. Das THW agiert weltweit. Es wird von den Vereinten Nationen, der EU und privaten Projektinitiativen angefordert. Beispielsweise half es in einem Flüchtlingscamp in Jordanien in Zusammenarbeit mit einheimischen Projektpersonen eine sanitäre Infrastruktur aufzubauen. Ein anderes Mal leistete das THW Hilfe zur Selbsthilfe zur Wiederherstellung der Trinkwasserversorgung in Mosambik, als ein Zyklon die Gegend verwüstete und die Menschen ohne Wasserversorgung waren.

Beim THW kann man mithelfen, statt tatenlos zuzusehen, man kann „runter von der Couch“, tatsächlich etwas bewegen und ja, sogar die Welt ein kleines Stück verändern. Wenn man die „Schule und Praxis“ des THWs oder eines anderen ehrenamtlichen Engagements durchläuft, ist die Basis für einen „Young leader“ gegeben. Mit ehrenamtlichem Engagement kann man aktiv in der Gesellschaft etwas bewegen. Gerade für junge Menschen wäre es als anstehende Generation wichtig, sich gegenseitig zu motivieren, sich füreinander einzusetzen und miteinander zu helfen. Denn genau dann kann eine Gesellschaft reibungslos funktionieren und als Ganzes etwas verändern: wenn jeder bereit ist, jedem zu helfen.

Oder wie Christiane Vieweger es so schön gesagt hat: „Wenn wir gemeinsam füreinander einstehen, können wir gemeinsam Gutes tun.“ Und vielleicht hat der ein oder andere ein neues Engagement gefunden, für das er in den nächsten Jahren brennen kann.

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