“Löbs Vorstoß ist unzureichend” – Fossil Free erneuert Forderung nach ethisch-ökologischen Anlagerichtlinien

Münster. Fossil Free Münster hält den in der letzten Woche veröffentlichten Vorstoß von Matthias Löb, Direktor des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL), 75% der RWE-Aktien abzustoßen, für nicht ausreichend. Die Initiative begrüßt zwar, dass die Debatte nach langem Stillstand endlich Fahrt aufnimmt, drängt aber auf den Verkauf aller RWE-Aktien und erneuert die Forderung nach ethisch-ökologischen Anlagerichtlinien für den LWL. Nur so sei echter Klimaschutz möglich.

“Damit wir die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels noch abwenden können, müssen wir jetzt handeln! Dazu muss jeder Euro aus Unternehmen wie RWE, die mit der Verbrennung fossiler Rohstoffe Profite machen, abgezogen werden.”, so Leandra Praetzel von Fossil Free Münster. Sie ergänzt: “Den Vorstoß von Direktor Löb kann man als Schritt in die richtige Richtung betrachten. Trotzdem muss der LWL jetzt 100% Verantwortung übernehmen und sich komplett von seinen insgesamt 6,6 Millionen RWE-Aktien trennen.“

Fossil Free Münster sieht in dem Vorschlag auch einen Weckruf an alle anderen Kommunen und Kreise, die immer noch RWE-Aktien besitzen. Dazu gehören beispielsweise die Stadt Dortmund und der Hochsauerlandkreis, die auch Mitglieder des LWL sind. Da die Abstimmung über den Verkauf der RWE-Aktien erst im Mai stattfindet, hätten andere RWE-Kommunen nun die Möglichkeit, sich der Initiative von Löb anzuschließen.

“Dass öffentliche Institutionen im Jahr 2019 immer noch die Klimakrise mitfinanzieren, obwohl vergangenen Herbst am Hambacher Wald und jetzt mit FridaysForFuture tausende Menschen für den Klimaschutz auf die Straße gehen, ist ein Skandal!” kommentiert Jörg Rostek von Fossil Free Münster. “Wir appellieren vor allem an die Fraktionen von CDU und SPD im LWL, den Willen der Bürger*innen anzuerkennen und endlich Entscheidungen für die Zukunft unseres Planeten zu treffen.”

Seit mehr als 3 Jahren versucht Fossil Free Münster, den LWL vom Verkauf der RWE-Aktien zu überzeugen. In zahlreichen Gesprächen und Aktionen hat die Gruppe immer wieder auf das Problem aufmerksam gemacht. Erst am Freitag, den 15. März hatten tausende Jugendliche vor dem LWL-Museum für Kunst und Kultur für den Ausstieg aus RWE demonstriert und mit Straßenkreide ihrer Forderung Ausdruck verliehen. Fossil Free Münster sieht die Vorlage von Matthias Löb deshalb auch als den Erfolg ihres langjährigen zivilgesellschaftlichen Engagements.

Exkurs
Der Energiekonzern RWE ist Europas größter CO2-Emittent. Besondere Aufmerksamkeit erlangte der Konzern im letzten Herbst, als 10-tausende Bürger*innen gegen die Rodung des Hambacher Waldes protestierten. RWE möchte den Wald roden, um den Tagebau Hambach zu erweitern und die darunter liegende Braunkohle zu fördern. Doch nicht nur der Hambacher Wald ist durch die Tagebaue bedroht. Im rheinischen Braunkohlerevier zwischen Köln und Aachen werden nach wie vor Menschen zwangsumgesiedelt und Dörfer zerstört, weil sie den wachsenden Tagebauen weichen müssen.

Fossil Free Münster
Die Initiative Fossil Free Münster existiert seit 2013 und ist Teil eines weltweiten Netzwerkes von Lokalgruppen. Mit ihrer Forderung nach Divestment öffentlicher Institutionen, d.h. den Verkauf von Anlagen in klimaschädlichen Kohle-, Öl- und Gasunternehmen, war sie bereits mehrfach erfolgreich. Im Herbst 2015 stellte die Stadt Münster als erste in Deutschland ethisch-ökologische Anlagekritierien auf und bereinigte den Pensionsfond der städtischen Angestellten von fossilen Investments. Zwei Jahre darauf folgte die Uni Münster. Für ihr Engagement erhielt die Initiative 2018 den Umweltpreis der Stadt Münster.

Foto: Fossil Free Münster

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