Fünf Jahre Paderborner Kinderschutzteam

Hilfe für die Familie, heißt Hilfe für die Kinder

Fünf Jahre nach seiner Gründung zieht das Paderborner Kinderschutz-Team an der Frauen- und Kinderklinik St. Louise eine positive Bilanz. In rund 250 Fällen konnte das multidisziplinäre Team bisher helfend eingreifen, wenn der Verdacht bestand, dass Kinder oder Jugendliche vernachlässigt, gefährdet und im schlimmsten Fall sogar misshandelt oder missbraucht wurden.

Gerade im Krankenhaus werden Auffälligkeiten schnell sichtbar: häufige Klinikbesuche, unerklärliche Brüche und blaue Flecken bei Kleinkindern, schwere Verletzungen bei vermeintli-chen Bagatellunfällen oder Abdrücke im Gesicht können auf eine Gefährdung des Kindes hindeuten. „Aber wir stellen hier niemanden unter Generalverdacht. Natürlich haben Kinder durch ihr natürliches Spielverhalten auch mal blaue Flecken“, erklärt Oberarzt Dr. Björn Beckers, Leiter des Kinderschutzteams, zu dem außer ihm noch eine Psychologin, eine Familientherapeutin, eine Sozialarbeiterin und eine Pflegekraft von jeder Station der Kinderklinik gehören.

Die Kinderschutzgruppe versteht sich in erster Linie als Kompetenzteam für Fragen des Kinderschutzes. Pflegende und Ärzte wenden sich mit einem Verdacht an die Ansprechpartner des Teams, die in diesen Fällen zeitnah und professionell das weitere Vorgehen planen.

„Dabei geht es uns nicht um Strafe, sondern immer darum, so früh und so schnell wie möglich zu helfen“, betont der Kinderarzt. „Hauptsächlich natürlich den Kindern selbst, die Sicherheit brauchen und das Gefühl, der Situation nicht mehr schutzlos ausgeliefert zu sein.“ Gleichzeitig gehe es aber um die Unterstützung und Stabilisierung der gesamten Familie. „Grundsätzlich sprechen wir immer zuerst mit den Eltern über mögliche Probleme und bieten Unterstützung an.“ Ziel des Teams ist es, zunächst die Eltern ins Boot zu holen und dann gemeinsam über mögliche Hilfsangebote für die Familie zu beraten. „Oft liegen Vernachlässigung oder Gewalttätigkeit in einer Überforderung der Eltern begründet“, so Beckers Erfahrung. „Das kann zum Beispiel passieren, wenn die Eltern ein Suchtproblem haben oder noch sehr jung sind.“ Die Arbeit des Kinderschutz-Teams erfordert viel Fingerspitzengefühl, die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Fachbereiche und eine enge Kooperation mit den familienunterstützenden Angeboten in Stadt und Kreis.

„Die Arbeit unseres Kinderschutzteams erfordert sehr viel Engagement und Einfühlungsvermögen. Doch sie lohnt sich“, sagt PD Dr. Friedrich Ebinger, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, der das Team vor fünf Jahren ins Leben rief. Jährlich würden dem Team inzwischen rund 50 Fälle gemeldet. „Das ist also jede Woche ein Kind, das mit seiner Familie möglicherweise Hilfe braucht.“

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