IHK-Ausbildungsbilanz 2016

Weniger Ausbildungsverträge, deutlich mehr offene Ausbildungsstellen

Die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) veröffentlicht ihre Gesamtbilanz für das Ausbildungsjahr 2016. Danach sind im zurückliegenden Jahr mit 7.665 neuen Ausbildungsverträgen 74 weniger als zum Jahresende 2015 (-1,0 Prozent) eingetragen worden. „Ausgehend von einem deutlichen Ausbildungsvertragsplus von 2,6 Prozent im Jahr 2015 war die Entwicklung damit im letzten Jahr wieder leicht rückläufig“, sagt IHK-Geschäftsführer Swen Binner.

Gleichzeitig hätten die Agenturen für Arbeit in Ostwestfalen mit 592 offenen Ausbildungsstellen Anfang Oktober fast 40 Prozent mehr als 2015 vermeldet. Auch die Zahlen der noch unversorgten Bewerber seien im selben Zeitraum um neun Prozent auf 980 gestiegen. „Daraus lässt sich schließen, dass die Probleme vor allem für die Unternehmen gewachsen sind, einen Großteil der Ausbildungsstellen adäquat besetzen zu können“, analysiert Binner.

Nach der IHK-Statistik entwickelten sich die Branchen unterschiedlich. Die gewerblich-technischen Ausbildungsberufe lagen mit -3,7 Prozent (2.632 neue Verträge) deutlich im Minus, während die kaufmännischen Ausbildungsberufe mit 5.003 neuen Verträgen um 0,5 Prozent leicht angestiegen sind. Bei den Bankkaufleuten ging wie in den vorangegangenen Jahren die Anzahl der neuen Verträge zurück, aktuell um -12,6 Prozent auf 228. Auch die Metalltechnik entwickelte sich mit einem Minus von 7,6 Prozent bei den neuen Verträgen rückläufig (1.208). Dagegen weisen beispielsweise die Holzverarbeitung mit +17,1 Prozent (151 neue Verträge) und Köche mit +13,0 Prozent (148) deutliche Zuwächse auf. „Der Anstieg bei den Köchen überrascht, da allgemein Gastronomieberufe nicht stark nachgefragt werden“, sagt Binner. Auch die deutlichen Zuwächse bei den zweijährigen Ausbildungsberufen wie Fachlageristen mit +18,3 Prozent (123) sowie Verkäufer mit +9,4 Prozent (431) fallen auf. Im Kreis Gütersloh setzte sich laut IHK-Statistik die stark überdurchschnittliche Entwicklung der zurückliegenden Jahre mit einem Plus von 2,7 Prozent (1.975 neue Ausbildungsverträge) fort. Für Bielefeld verzeichnet die IHK ein leichtes Plus von einem Prozent (1.479) nach einer schwachen Entwicklung in den vorangegangenen Jahren. Rückläufig ist die Entwicklung in den Kreisen Höxter (-1,5 Prozent, 471 Verträge), Herford (-3,0 Prozent, 989 Verträge), Minden-Lübbecke (-3,1 Prozent, 1.373 Verträge) sowie mit dem stärksten Rückgang um 4,0 Prozent auf 1.378 neue Verträge im Kreis Paderborn.

Mit Geflüchteten aus Syrien wurden im vergangenen Jahr 23 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, aus dem Irak kamen zwölf und aus Afghanistan neun junge Auszubildende. „Auch hier sehen wir die Chancen der zweijährigen Berufe, da davon die meisten Verträge als Verkäufer, Maschinen- und Anlagenführer und Fachlagerist eingetragen wurden. Aber auch Berufe der Metall- und Elektroindustrie und auch dreijährige Berufe des Handels sind darunter“, sagt der IHK-Geschäftsführer.

Weitere Chancen bieten die so genannten Einstiegsqualifizierungsmaßnahmen (EQ), die über die Agenturen für Arbeit finanziert und von der IHK zertifiziert werden. Sie bilden das erste halbe Jahr eines Ausbildungsberufs ab. Bisher konnte die IHK von den insgesamt 352 eingetragenen EQ-Maßnahmen 47 mit geflüchteten Menschen eintragen. „29 von ihnen konnten wir in unsere von der IHK mitfinanzierte Maßnahme ‚EQ plus‘, eine EQ-Maßnahme kombiniert mit einem Sprachkurs und einem Kurs interkultureller Kompetenzen, integrieren“, so Binner.

Die IHK erwartet, dass mit einer verbesserten Sprachqualifikation und einem besser entwickelten sozialen Netzwerk die Chancen für junge Geflüchtete in diesem Jahr steigen werden. Binner: „Der Weg über eine berufliche Qualifikation ermöglicht letztendlich auch die gesamtgesellschaftliche Integration.“

nach oben