Arbeitslosenbüro schließt

Susanne Bornefeld leitete das Arbeitslosenbüro von 1989 bis 2012. Nun wird das angebot eingestellt. Nur die Schulmaterialienkammer bleibt bestehen. Foto: dph / Christine Hinrichs
Susanne Bornefeld leitete das Arbeitslosenbüro von 1989 bis 2012. Nun wird das angebot eingestellt. Nur die Schulmaterialienkammer bleibt bestehen. Foto: dph / Christine Hinrichs

25 Jahre Beratung, Kontakt, Information und Weiterbildung
Arbeitslosenbüro schließt – Schulmaterialienkammer bleibt geöffnet

Paderborn (dph). 25 Jahre lang haben die Akteurinnen des Arbeitslosenbüros der Diakonie – früher Frauenarbeitslosenbüro des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn – Menschen auf ihrem Weg in den Beruf unterstützt. In Beratungen, Seminaren, Arbeitskreisen und Projekten fanden viele Ratsuchende neue Perspektiven. Das Personal des Arbeitslosenbüros wurde ausschließlich durch Eigenmittel finanziert. Zum Ende des Jahres wird es geschlossen.

Gegründet wurde das Frauenarbeitslosenbüro 1987 zunächst im Rahmen einer ABM-Maßnahme als Beratungsstelle für erwerbslose Hochschulabsolventinnen. Schnell wandelte sich das Profil des Büros, es wurde zu einer Beratungs-, Kontakt-, Informations- und Weiterbildungseinrichtung für alle Frauen: Arbeitssuchende mit oder ohne Bildungsabschluss, Wiedereinsteigerinnen, Migrantinnen, Alleinerziehende oder Frauen auf der Suche nach einem beruflichen Wechsel.

Dass ein Frauenarbeitslosenbüro in Trägerschaft der Kirche entstand, war kein Zufall: „Das Büro war sowohl ein Ergebnis der kirchlichen Frauenbewegung als auch ein Ausdruck kirchlicher und politischer Willensbildung“, so die Leiterin Susanne Bornefeld, die seit 1989 die Arbeit des Büros gestaltet. „Die evangelische Kirche schuf hier zum einen eine Lobby für Menschen am Rande der Gesellschaft – die arbeitslosen Frauen -, zum anderen ganz konkrete Hilfs- , Informations- und Weiterbildungsangebote.“

2006 wandelte sich das Profil des Büros erneut: es wechselte in die Trägerschaft der Diakonie Paderborn-Höxter e. V. und öffnete sich für Männer und Frauen gleichermaßen. Zugleich wirkten sich die Hartz IV-Reformen von 2005 immer stärker auf die Beratungsinhalte des Arbeitslosenbüros aus: Immer mehr Frauen und Männer, die Sozialleistungen bezogen, suchten Rat, weil ihre Familien in existenzielle Not gerieten. Mit der finanziellen Bedrängnis sanken nicht selten auch die Bildungsmöglichkeiten der Kinder, und in der Folge ihre zukünftigen Chancen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. „Wir weiteten unseren Blick auf die gesamte Familie aus: Die Idee für die Schulmaterialienkammer wurde geboren“, so Susanne Bornefeld. Als Tochterprojekt entstand wenig später das Nachhilfe-Projekt „B.I.S.S.“.

„Die Aufgaben des Arbeitslosenbüros sind heute noch so aktuell wie bei der Gründung 1987“, resümiert Susanne Bornefeld schließlich. „Es gibt zwar etwas weniger Arbeitslose, aber die Zahl prekärer Beschäftigungsverhältnisse hat massiv zugenommen, etwa im Niedriglohnsektor, in der Leiharbeit, in Minijobs und Teilzeitbeschäftigungen. Gerade Jugendliche landen selbst nach einem erfolgreichen Ausbildungsabschluss oft schon direkt in einem Leiharbeitsverhältnis. Eine solide Basis für eine Zukunftsplanung oder gar Familiengründung ist das nicht.“

Immer wieder hat sich das Arbeitslosenbüro in den letzten Jahren um staatliche Mittel bemüht, um Arbeitssuchenden weiterhin Beratung, Weiterbildung und Perspektiven bieten zu können – ohne Erfolg. Nun wird das Arbeitslosenbüro geschlossen. „Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen“, so die Geschäftsführerin der Diakonie Paderborn-Höxter e. V., Jutta Vormberg. „Bei Fragen zu Sozialleistungen steht Ratsuchenden aber auch unsere Familien-und Lebensberatung zur Verfügung.“ Susanne Bornefeld wird ab Januar 2013 Aufgaben im Bereich Ehrenamt, Projektkoordination und Sozialbeauftragung im Evangelischen Kirchenkreis übernehmen. Die Schulmaterialienkammer bleibt unter ihrer Leitung und als Angebot der Diakonie bestehen.

Bildzeile: Susanne Bornefeld leitete das Arbeitslosenbüro von 1989 bis 2012. Nun wird das angebot eingestellt. Nur die Schulmaterialienkammer bleibt bestehen. Foto: dph / Christine Hinrichs

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