Opernfestpiele Heidenheim

Fixstern am deutschen Opernfestspiel-Himmel

Die Opernfestpiele Heidenheim, eines der traditionsreichsten Festivals dieser Art in Deutschland, präsentieren vom 18. Juni bis 30. Juli 2017 drei eigene Opernproduktionen sowie Chor- und Sinfoniekonzerte mit hochkarätigen internationalen Virtuosen. Speziell die Inszenierungen von Richard Wagners "Fliegendem Holländer" und Giuseppe Verdis "Un Giorno di Regno" sollen die Erfolgsgeschichte der letzten Jahre fortschreiben, in denen sich unter dem Nürnberger Generalmusikdirektor Marcus Bosch das Festival zu einem von der Kritik gefeierten Besuchermagnet entwickelt hat.

Welch außerordentliche Popularität die Opernfestspiele Heidenheim in den letzten Jahren unter ihrem Musikdirektor Marcus Bosch erlangt haben, trägt beinahe magische Züge. Da passt es bestens ins Bild, dass der Vater dieser Entwicklung erst kürzlich in der Welt zu einem Zauberer der Klassik gekürt wurde. Die 1964 ins Leben gerufenen Festspiele in der baden-württembergischen Stadt an der Brenz zählen zu den traditionsreichsten Deutschlands und verfügen mit der Ruine des ehemaligen Rittersaals in Schloss Hellenstein ("einer von Europas schönsten Musikbühnen unter freiem Himmel", so die Welt am Sonntag) als zentralem Spielort seit jeher über ein einzigartiges Ambiente.

Dass mittlerweile auch die künstlerische Arbeit und Ausrichtung zum von Presse wie Publikum gefeierten Prädikat geworden sind, hat laut dem seit 2010 amtierenden Künstlerischen Leiter Marcus Bosch viele Ursachen: "Wenn Sie bedenken, wie schnell in der Tat die Entwicklung in den vergangenen fünf Jahren ging – die Stuttgarter Philharmoniker als neues Festspielorchester, der Philharmonische Chor aus Brünn als neuer Festspielchor, die Cappella Aquileia als eigenes Orchester der Festspiele, die neue Verdi-Reihe – dann waren das schon sehr große Schritte. Und ich bin stolz und zufrieden, dass wir damit einen solchen Erfolg hatten."

Drei neue Bühnenproduktionen bilden das Rückgrat der Opernfestspielsaison 2017, die der Veranstalter mit dem Motto "Geheimnis" überschrieben hat: "Sind es die Geheimnisse des Lebens, die einen Zauber, Transzendenz und Rätselhaftes in unseren Alltag bringen? Würde uns die Freude an Überraschungen, die Freiheit zum Träumen oder die Neugier auf das Unbekannte fehlen, wenn alles sofort erklärbar und erfassbar wäre?", so Marcus Bosch im Vorwort zum Programm 2017.

Richard Wagners "Der fliegende Holländer" (Premiere am 7. Juli)

Das Paradebeispiel des geheimnisvollen Opernbühnenprotagonisten liefert der Mythos um den Fliegenden Holländer, jenes mit einem Fluch beladenen Seefahrers, der nur alle sieben Jahre an Land gehen darf, um dort nach einer Frau zu suchen, die ihn allein durch Liebe und ewige Treue zu erlösen vermag. Richard Wagners epochale Vertonung wird für Heidenheim von dem Nestroy- Theaterpreis-Träger Georg Schmiedleitner inszeniert, der gemeinsam mit Bosch seit drei Spielzeiten höchst erfolgreich den "Ring des Nibelungen" am Staatstheater Nürnberg schmiedete.

Die Titelpartie der Senta übernimmt in vier der acht Aufführungen (Premiere: 7. Juli) die schwedische Sopranistin Erika Sunnegårdh, die u.a. als Brünnhilde ("Siegfried") in Tokio ihre Wagner-Kompetenz bereits international unter Beweis stellte. Die Rolle des Holländers gestaltet der südkoreanische Bariton Antonio Yang, der beim Gesangswettbewerb "Die Meistersinger von Nürnberg" 2016 mit dem Zweiten Preis im Deutschen Fach des Richard-Wagner-Verbands Nürnberg und dem Publikumspreis ausgezeichnet worden ist. Und die dritte große Partie dieser Oper, die des nordischen Seefahrers Daland, interpretiert der Kanadier Randall Jakobsh, der "mit der nötigen Stimmgewalt und schmerzlicher Melancholie und mit einer stupenden Wortverständlichkeit" (Fränkischer Tag) in Nürnberg in zahlreichen Partien, u.a. als Wotan im "Rheingold" zu begeistern wusste.

Weiterführung der Verdi-Reihe mit "Un Giorno di Regno" (Premiere am 27. Juli)

Die im vergangenen Sommer gestartete Verdi-Reihe, die mit der Inszenierung des "Oberto Conte di San Bonifacio" und dem begeisterten Feedback bereits alle Erwartungen der Veranstalter übertraf (kurz vor Weihnachten erscheint ein Live-Mitschnitt auf CD), wird 2017 mit "Un Giorno di Regno" fortgesetzt. Diese 1840 in Mailand uraufgeführte – und neben dem Spätwerk "Falstaff" einzige – musikalische Komödie des damals knapp 37-jährigen Giuseppe Verdi litt viele Jahrzehnte trotz ihrer "frischen, spontanen Melodien" (Martin Sokol) unter repertoireplanungstechnischer Missachtung.

Im Festspielhaus Heidenheim werden Marcus Bosch mit seiner Cappella Aquileia und die Regisseurin Barbora Horáková Joly, vormals Assistentin von Calixto Bieito und David Bösch, die musikalischen Schönheiten und das hohe Unterhaltungspotenzial dieses kurzweiligen Liebesintrigen-Komplotts am 27. Juli (weiterer Termin: 29.7.) offenlegen. In den Hauptpartien sind der georgische Bariton Gocha Abuladze und die schwedische Mezzosopranistin Elisabeth Jansson zu erleben – er in Heidenheim bereits bestens bekannt als Figaro in "Der Barbier von Sevilla" und als Marcello/Schaunard in "La Bohème", sie eine der gefragtesten Stimmen Nordeuropas, die in Kopenhagen und Mailand regelmäßig u.a. mit Zubin Mehta und Christoph von Dohnányi konzertiert. Mit Michaela Maria Mayer in der Partie der Giulietta di Kelbar konnte ein weiterer Publikumsliebling der Opernfestspiele für Verdis frühes Verwirrspiel gewonnen werden. Deutschlandradio Kultur wird die Premiere aufzeichnen, der Mitschnitt soll wieder als CD erscheinen.

Premiere "Tortuga" – Opernproduktion für das Festspielpublikum von morgen

Zukunftsorientiert haben die Opernfestspiele Heidenheim auch das Publikum von morgen fest im Blick, wie die dritte Neuproduktion für 2017 beweist: Beim Erzähltheater "Tortuga" werden jungen Musikfreunden ab fünf Jahren Piratengeschichten und Seemannsgarn mit viel Musik präsentiert, wobei Motive aus Richard Wagners "Fliegendem Holländer" und Seemannslieder aus aller Welt durchdacht die Brücke zum Hauptangebot schlagen. In insgesamt neun Aufführungen (Premiere: 21.6.) laden Nico A. Stabel (musikalische Leitung) und Martin Philipp (Inszenierung) den Nachwuchs und seine Lehrer/Eltern zu diesem Highlight ins Opernzelt im Schlosspark ein.

Konzerte und Jazz // Eröffnungskonzert am 24.6. mit Sharon Kam als Solistin

Dass die Opernfestspiele Heidenheim neben dem Musiktheaterprogramm noch eine ganze Reihe hochkarätiger Konzertangebote bereithalten, ist längst kein Geheimnis mehr. 2017 kommen auch neue Spielorte wie das Bürgerhaus in der Schranne oder die Pauluskirche hinzu. In Letzterer bringt der Tschechische Philharmonische Chor Brünn und der Festspielchor gemeinsam mit der Cappella Aquileia Antonín Dvořáks "Stabat mater" zur Aufführung (23.7.). Der tschechische Nationalkomponist ist mit seiner Sinfonie Nr. 6 auch im von Marcus Bosch geleiteten Eröffnungskonzert (24.6.) vertreten, bei dem die ECHO-Klassik-Preisträgerin Sharon Kam zwei Klarinettenkonzerte von George Gershwin und Artie Shaw interpretiert. Beim Galakonzert (12.7.) begrüßen dann Bosch und die Staatsphilharmonie Nürnberg mit Priya Mitchell "eine ebenso hochemotionale wie intellektuell neugierige Geigerin" (Süddeutsche), die Mozarts G-Dur-Konzert KV 216 darbietet, bevor nach der Pause Gustav Mahlers verrätselte epochale Sinfonie Nr. 9 erklingt.

Weitere herausragende Gastmusiker bei den Heidenheimer Festspielen 2017 sind die Blockflötistin Dorothee Oberlinger gemeinsam mit Peter Kofler (Orgel und Cembalo) in der Abteikirche von Kloster Neresheim (16.7.) und das Armida Quartett in der Schlosskirche (10.7.). Den sinfonischen Schlusspunkt in der "Last Night" setzen dann gemeinsam die Cappella Aquileia unter Marcus Bosch und die SWR Big Band mit einem Tschaikowsky-Beethoven-Ellington- Programm (30.7.).

Womit auch schon ein Fingerzeig auf eine weitere etablierte Programmsäule der Heidenheimer Opernfestspiele gegeben ist: den Jazz. Der wird auch 2017 wieder gleichermaßen durch etablierte Stars der Szene wie durch junge Künstler auf exzellentem Niveau repräsentiert: ob beim Konzertabend "Kings of Swing – Happy Birthday Ella" anlässlich des 100. Geburtstags von Ella Fitzgerald mit Fola Dada und der SWR Big Band unter Pierre Paquette (25.6.) oder mit dem schon erfolgreich etablierten Format der "Jazzfrühstücke", die an drei Terminen (9./23./30.7.) angeboten werden.

Kulinarisches Begleitangebot

Die Verbindung von Musik und Kulinarik ist denn auch eines jener Festival-Extras, die dem Besucher zu einem ganzheitlichen, alle Sinne reizenden Erlebnis verhelfen kann, das nicht mit dem letzten Abschlag des Dirigenten endet. So bietet etwa das Restaurant "Wacholder" rund um den Wagner-Opernabend (15.7.) ein norwegisches Vier-Akt-Menü "Zu Gast in Sandwike" (dem fiktiven Spielort des "Fliegenden Holländer") an. Und bei der eintrittsfreien "Schlossbergtafel" (16.7.) bringt jeder seinen eigenen Picknickkorb mit und wird open air von Solisten der Opernfestspiele Heidenheim, Marcus Bosch und Mitgliedern des Naturtheaters Heidenheim e.V. kostenlos unterhalten.

Nach Rekordbesucherzahlen in den beiden vergangenen Jahren startet der Vorverkauf für 2017 bereits am Montag, dem 28. November 2016.

"Der Anspruch steht über allem und das bedeutet ernsthafte Oper in jeder Beziehung. Es war immer mein Ziel, nicht dekorativen Kitsch anzubieten, sondern Oper ohne Tand, aber in höchster Qualität," so Marcus Boschs erklärte Vision. Er hat damit für sein Festival und die Region alle Zutaten für eine spannende und inspirierende Festspielzeit gefunden: Und das ist das eigentliche Erfolgsgeheimnis der Opernfestspiele Heidenheim.

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