Wenn der PC beim Nachbarn ausgeliehen werden muss

Drei Personen
Zur diesjährigen Aktionswoche der Schuldnerberatung hatte die Caritas im Erzbistum Paderborn je einen Laptop, Drucker und Webcam unter Jugendlichen verlost, die ihre Mangelerfahrungen in der Coronakrise insbesondere beim digitalen Unterricht schilderten..

Paderborn, (cpd). Dass Armut die Ungleichheiten im deutschen Bildungswesen verstärkt, ist zwar schon länger bekannt. Durch das Homeschooling in der Corona-Krise sei dieser Umstand aber noch einmal sehr deutlich geworden. Darauf weisen die Schuldnerberatungsstellen der Caritas im Erzbistum Paderborn hin. „Die meisten Schülerinnen und Schüler in Hartz-IV-Haushalten verfügen nicht über einen eigenen Computer und konnten deshalb kaum am Online-Unterricht teilnehmen“, sagt Christoph Eikenbusch, Leiter der Abteilung „Armut – Teilhabe“ beim Diözesan-Caritasverband Paderborn. „Alle Kinder und Jugendlichen sollten aber die gleichen Chancen haben, auch wenn ihre Familien kein Geld haben.“

Anlässlich einer bundesweiten Aktionswoche der Schuldnerberatung machte die Caritas im Erzbistum Paderborn mit einer Verlosung auf diese Unterversorgung aufmerksam. Teilnehmende Kinder und Jugendliche konnten den Satz „Weil das Geld in der Coronakrise knapp ist, fehlt mir besonders …“ vervollständigen und einen Laptop, einen Drucker und eine Webcam gewinnen. „Mir fehlt besonders die Möglichkeit vernünftig am Schulunterricht teilzunehmen“, schrieb ein Teilnehmer. „Vor allem aufgrund des Fehlens eines benutzbaren Laptops.“ Auch anderen Kindern und Jugendlichen fehlte beim Homeschooling „der Zugriff auf ordentliche Technik“, schilderte ein Teilnehmer. „Zuhause gab es Probleme die Hausaufgaben auszudrucken, und das funktioniert auch nur sehr schwer ohne einen PC, den wir immer bei den Nachbarn ausleihen mussten.“ Beklagt wurden daneben auch fehlende Freizeitangebote, beengte Wohnverhältnisse und die Angst, keinen Ausbildungsplatz zu bekommen. Kopfzerbrechen machte manchen Kindern und Jugendlichen auch der wöchentliche Einkauf, weil Lebensmittel sich verteuerten und Sonderangebote weniger angeboten wurden.

„Bildungschancen sind in Deutschland weiterhin stark vom Einkommen der Eltern abhängig, das ist in der Krise mehr als deutlich geworden “, sagt Christoph Eikenbusch und verweist auf eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), wonach nur 15 Prozent der Zwölfjährigen in Hartz-IV-Haushalten über einen eigenen Computer verfügen. In Familien mit drei oder mehr Kindern besitzt nur jeder vierte 14-Jährige einen PC.

Der Beschluss der Bundesregierung, bedürftigen Schülern einen Zuschuss von 150 Euro für die Anschaffung von Laptops und anderen Geräten zu zahlen, sei zwar eine erste gute Hilfe und ziele in die richtige Richtung, sagt Eikenbusch. „Dieses Geld dürfte aber kaum ausreichen, um sich einen PC kaufen zu können. An und für sich sollte unser Sozialstaat für sich beanspruchen, das Existenzminimum und die Teilhabe an Bildung zu garantieren.

Der PC-Zuschuss zeigt, wie weit hier die Schere auseinandergeht.“ Hilfesuchende seien deshalb häufig darauf angewiesen, Anträge auf Einzelfallhilfe bei Stiftungen oder bei der „Aktion Lichtblicke“ zu stellen, bei der die Caritas Kooperationspartner ist. „Deshalb kriegen wir hautnah mit, wie die erfreulich hohe Spendenbereitschaft der Bürger dazu beiträgt, dass Kinder und Familien das dringend benötigte Geld erhalten, um in der Schule nicht von Bildung abgehängt zu werden“, so Christoph Eikenbusch vom Diözesan-Caritasverband.

Foto: Die Gewinner zogen (v.l.): Christoph Eikenbusch, Martina Fähnrich und Daniel Kootz vom Diözesan-Caritasverband Paderborn. (Foto: cpd)

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