Denkmal Garten: Mit Engagement bleibt Kulturgut erhalten

Paderanlagen in Paderborn
Paderanlagen in Paderborn

Am "Tag der Gärten und Parks in Westfalen-Lippe" erklären Experten in Führungen Besonderheiten und Hintergründe

Westfalen (lwl). So mancher Gartenarchitekt hat sich im Laufe der Jahrhunderte in Westfalen verewigt, Künstler von Rang und Namen haben den Parks der Region ihren Stempel aufgedrückt. Wachstum und Vergänglichkeit verändern die Gärten jedoch. Wie die „lebendigen“ Kulturgüter dennoch erhalten bleiben, erklären Experten bei Führungen durch ausgewählte Gartendenkmäler am „Tag der Gärten und Parks in Westfalen-Lippe“, den der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am 11. und 12. Juni veranstaltet.

Als in Dortmund Mitte der 1920er-Jahre die erste Westfalenhalle entstand, legten die Planer auch einen Blumengarten an. Im zweiten Weltkrieg stark zerstört, wurde er in der Nachkriegszeit von Dortmunder Bürgern wieder aufgebaut. Auf verschiedenen Ebenen sind ruhige Gartenräume entstanden, verbunden durch Treppen und Gänge. Hecken und Mauern unterstreichen das geometrische Gefüge der Anlage. Wie Ehrenamtliche im Jahr 2015 die Rosenterrassen erneut mit viel engagierter Arbeit retteten, erfahren Gäste am 11. Juni ab 14 Uhr von Michael May vom Bauamt Dortmund im Rosengarten.

Die „Königin der Blumen“ ist auch für einen Teil des historischen Palaisgartens Detmold (Kreis Lippe) namensgebend. Ende der 1960er-Jahre entstand der an einem Hang angelegte Rosengarten als Freiraum für das Konzerthaus der Hochschule für Musik. Die terrassenförmige Gestaltung mit seiner markanten Treppenanlage und formalen Rosenbeeten ist ein Beispiel für moderne Gartenarchitektur der Nachkriegszeit. Die Gestaltungsidee des Rosengartens erklärt LWL-Gartenexperte Bernd Milde am 12. Juni ab 10 Uhr. Treffpunkt ist der Haupteingang am Palais.

Eine weite Wiese, alte Eichen, dichte Strauchbepflanzungen, ein Teich mit Pavillon: Den Villen¬garten Alphons Hecking in Neuenkirchen (Kreis Steinfurt) nutzen vor allem Künstler immer wieder für Aufführungen und Ausstellungen. Über die moderne Neugestaltung des Landschaftsgartens nach dem Krieg berichten die Landschaftsarchitekten Beate Böckenhoff und Stefan Leppert am 12. Juni um 10 Uhr am Eingang der Villa.

Das Paderquellgebiet ist die „grüne Lunge“ von Paderborn. Von dort ergießen sich mehrere Quellen in Deutschlands kürzesten Fluss, die nur vier Kilometer lange Pader. Das Areal wurde in den 1950er-Jahren als naturnaher Stadtpark gestaltet, der den Paderbornern bis heute zur Erholung dient. Er ist ein typisches Beispiel für den Zeitgeschmack der frühen Nachkriegsjahre und bis heute weitestgehend unverändert erhalten geblieben. Das Gestaltungskonzept und die Wiederherstellung der Anlage schildert der Landschaftsarchitekt Wolfgang Wette am 12. Juni ab 11 Uhr. Treffpunkt ist der südwestliche Parkeingang „An der warmen Pader“.

Vor 200 Jahren war das Bagno in Steinfurt eine Art Vergnügungspark für den gehobenen Adelsstand mit zahlreichen Attraktionen. Seitdem ist die Anlage immer wieder verändert worden oder litt unter Vernachlässigung. Heute noch kann man die außergewöhnliche Garten¬architektur des Parks erkennen. Der von dicht bewachsenen Ufern gesäumte See, die Ruineninsel, verschlungene Waldwege und die historische Konzertgalerie sind nur einige Höhepunkte des Bagnos. Im Rahmen der Regionale 2004 wurden verlorene Gartenpartien revitalisiert und neu interpretiert – das ist der thematische Schwerpunkt eines Rundganges mit der Landschaftsarchitektin Rebekka Junge am 12. Juni ab 13 Uhr vom Kiosk am Bagnosee.

Für den Erhalt der schützenswerten Paradiese setzt sich die Gartendenkmalpflege beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ein. Vor Ort arbeiten Denkmalbehörden, freie Landschaftsarchitekten, Gartenverwaltungen und Garteneigentümer daran, die Zeugnisse der Vergangenheit zu bewahren. Die Spezialführungen bieten am Tag der Gärten und Parks Einblicke in diese Arbeit und ihre fachlichen Herausforderungen und Herangehensweisen. Alle Führungen sind kostenlos.

Führungen

Rosengarten im Palaisgarten Detmold – Moderne Freiraum¬gestaltung für das Umfeld des Konzertsaales der Musikaka¬demie – Referent Bernd Milde (LWL–Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen, Münster) – Sonntag, 10 Uhr, ab Haupteingang am Palais.

Rosenterrassen an der Westfalenhalle Dortmund – Wiederherstellung eines Kleinods durch ehrenamtliches Bürgerengagement – Referent: Michael May (Bauamt Dortmund), Gesellschaft der Staudenfreunde – Samstag, 14 Uhr, im Rosengarten.

Villengarten Alphons Hecking in Neuenkirchen – Nachkriegs¬mo¬derner Landschaftsgarten des Gartenkünstlers Roland Weber und seine Wiederher¬stellung – Referenten Beate Böckenhoff und Stefan Leppert (Planungsgruppe Leppert/ Böckenhoff, Münster) – Sonn¬tag, 10 Uhr, ab Eingang der Villa.

Paderquellgebiet in Paderborn – Zeittypischer Stadtpark der frühen 1950-er Jahre und seine Wiederherstellung – Referent: Wolfgang Wette (Wette und Küneke Landschaftsarchitekten GbR) – Sonntag, 11 Uhr, ab südwestlichem Parkeingang „An der warmen Pader“.

Bagno Steinfurt – Neuinterpretation verlorener Gartenpartien im Rahmen der Regionale 2004 – Referentin Rebekka Junge (WBP Landschaftsarchitekten, Bochum) – Sonntag, 13 Uhr, ab Kiosk am Bagnosee

Hintergrund
Neben den vielen Privatgärten gibt es in Westfalen-Lippe über 300 kulturell herausragende Gärten und Parks, die ganzjährig für Besucher geöffnet sind. Gartenkultur ist ein wesentlicher Teil der Identität der Region. Ganz gleich ob Land oder Stadt, ob naturbelassen oder kunstvoll gestaltet, der LWL will sie in den Fokus rücken, das Bewusstsein für diese Besonderheit schärfen und den Tourismus stärken. Die Website www.gaerten-in-westfalen.de bietet zu 130 ausgewählten Gärten und Parks umfassende Informationen. „Gärten und Parks in Westfalen-Lippe“ ist eine Ini¬tia¬tive des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und des Projektes „Kultur in Westfalen“, das von der LWL-Kulturstiftung und der Westfalen-Initiative getragen und vom NRW-Kulturministerium gefördert wird.

Der LWL im Überblick
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 16.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 17 Museen und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parla-ment mit 106 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.

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